Die Fiktion unterscheidet sich von der Alltagserfahrung nicht dadurch, dass sie weniger, sondern mehr Rationalität besitzt. Der Dokumentarfilm indistinct chatter (AT) versucht durch Montage vieler subjektiver Urlaubsaufnahmen am Strand des Lido di Venezia, dieses Grenzgebiet von Alltagserfahrung und Fiktion filmisch zu erschließen. Unsere Protagonist*innen dokumentieren mit ihren jeweiligen Ansprüchen und Vorurteilen zur Hochsaison ihren Strandurlaub und beschreiben sich darüber, was sie filmen, wie sie filmen und auf welche Weise sie auf das Gefilmte Einfluss nehmen. Der Strand als eine flüchtige, kondensierte und diverse Mikrogesellschaft, die sich über den Tagesverlauf täglich neu zusammensetzt und wieder auflöst, wird zum Sternenhimmel, unter dem jede Person erkennt, was sie zu erkennen gelernt hat. Tausende Menschen aus den verschiedensten Kulturen, Klassen und Altersgruppen finden hier zusammen, um zu baden und ihre, durch nichts als den Sonnenverlauf strukturierte Zeit, zu verschwenden. Der Strand markiert die Grenze zwischen Land und Meer, zwischen einer Nation und einer anderen. Er stellt den gemeinsamen Boden dar, auf dem kollektiver nationaler Besitz, Erinnerung und Identität öffentlich zur Schau gestellt werden; ein Ort des Vergnügens, der Freizeit und des Stolzes. Der Anthropologe Michael Taussig beschreibt den Strand als einen Ort der Fantasieproduktion, ein Spielplatz, auf dem Überschreitungen und Vergnügen stattfinden.
indistinct chatter ist eine Montage unzähliger dokumentarischer Urlaubsaufnahmen am Strand des Lido di Venezia. Dutzende kleine, konstruierte Weltbilder zeigen die Suche unserer Protagonist*innen nach einer Illusion, mit der es sich leben lässt.
CINE ART Steiermark
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